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Die Restauration des historischen Flügels aus dem Haus Kemnade ist abgeschlossen!


So sah der Flügel direkt nach der Flut aus.
Auch die Oberfläche wies starke Beschädigungen auf.
Auch von innen sah es nicht besser aus - hier sieht man die verschimmelte Mechanik.
So sieht es in unserer Werkstatt während so einer Restauration aus!
Nach und nach wurden der Flügel auseinandergenommen und gesäubert.
Alle Metallteile wurden entrostet , die Saiten mussten ersetzt werden.
Der Resonanzboden wurde ausgespänt und neu lackiert...
... und anschließend neue Stimmwirbel und Saiten eingebaut.
Auch an der Mechanik war viel zu tun: alle Filze und Leder mussten ersetzt werden, neue Hämmer eingebaut, die Dämpfung wieder instand gesetzt werden, ...
Hier leimt Herr Gottschling gerade die neuen Hämmer ein. Das ist Präzisionsarbeit!
Nach vielen Monaten der intensiven Arbeit steht der Flügel nun endlich wieder an seinem Platz!
Wir sind froh und stolz, dass der Flügel nun wieder zeigen kann, was in ihm steckt!

I

Im Juli 2021 wurde auch das Haus Kemnade durch das Hochwasser der Ruhr schwer getroffen. Dabei wurde das komplette Untergeschoß, welches Teile der Musikinstrumentensammlung Grumbt enthielt, geflutet. Kurzfristig mussten zahlreiche Tasteninstrumente abtransportiert,  zerlegt und vorsichtig getrocknet werden. Als rettbar erwies sich  ein Flügel aus der Pianofortefabrik J. G. Irmler, Leipzig, gebaut vor 1850. Das Instrument schwamm etwa bis Höhe Einbaulage Resonanzboden im Wasser !

Solch ein kostbares und altes Instrument zu restaurieren ist eine große Herausforderung. Restaurieren ist nicht reparieren, trotzdem stand am Ende die Konzertfähigkeit mit einer Stimmtonhöhe von 440 Hz auf der Wunschliste. Beschädigungen sind abhängig von der Zeit, dem Umfang und der Art, auf welche  das Instrument den Elementen ausgesetzt war (der Irmler-Flügel schwamm im Wasser !)

Zunächst wurde der Flügel zerlegt in unserem offenen und großzügigen Lager für über ein Jahr langsam  getrocknet. Erst anschließend konnte mit der genauen Sichtung der Schäden und der Restauration  begonnen werden. Die Oberflächen- und Furnierarbeiten fanden in der Tischlerei Müthing statt, einem Partnerbetrieb aus der Region.  Die Restauration von Rasten, Mechanik und Klaviatur wurden ausschließlich bei uns in der Meisterwerkstatt aussgeführt. Zunächst wurde alle Oberfächen gereinigt und von Schlamm befreit. Sämtliche Verleimungen an Klaviatur und Mechanik waren entweder vollständig oder teilweise gelöst, alle Metallteile mehr oder weniger stark verrostet. Am Flügelrasten waren viele Leimverbindungen nicht mehr intakt, der Saitenbezug und die Stimmwirbel natürlich verrostet und der Resonanzboden wies einige Risse auf. Schleifpapier und modernen Leim gab es 1848 nicht, entsprechend waren sie auch bei unseren Arbeiten tabu. Nach und nach entstand in fast 400 Arbeitsstunden  wieder das Instrument, welches vor dem Hochwasser in außergewüöhnlich gutem Originalzustand ein Highlight der Sammlung Grumbt war.

Die Herausforderung, mit dem Flügel auch Konzerte zu bestreiten, war keine kleine. Der Verzug der Klaviatur, Verleimungen, die zunächst intakt schien , unter Belastung dann aber doch nachgaben, und etwa 175 Jahre alte, gut gewässerte  Achslager waren nur einige der Punkte, die zu nennen sind.

Nach einem solch aufwändigen Restaurationsprozess, in dem wir alles für das Instrument gegeben haben, sind wir stolz und froh, dass der Flügel nun wieder an seinem Platz im Haus Kemnade steht. Am 22.10.23 fand nun das erste Konzert auf dem Flügel statt. Passend zur Historie des Flügels wurde vor allem Beethoven gespielt. Das Publikum und die Künstler waren begeistert – und Klavierbaumeister Gottschling im Publikum sehr erleichert, dass alles gut geklappt hat!